Timme

Laut und deutlich

Wir schreiben das Jahr 1990 und ich kam das erste Mal mit einer Handvoll HipHop Tapes in Berührung, die ich zu Weihnachten bekommen habe. Seitdem war es um mich geschehen. Wo ich herkomme hat zu dieser Zeit kein Mensch LL Cool J, Public Enemy, NWA, 2 Live Crew oder ICE T gehört. Das machte es so besonders. Etwas anderes zu hören, sich mit Musik auseinanderzusetzen anstatt sie zu nur konsumieren und für die Werte, die mir die HipHop Kultur damals vermittelt hat, einzustehen. Sowas hat bislang keine andere Musikform geschafft.

Was ebenfalls in Erinnerung geblieben ist: mein erstes HipHop Jam 1993 mit den Absoluten Beginnern in einer kleinen Schulaula im Münsterland. Es war alles sehr überschaubar und die Jungs wollten mir ihre Shirts aus dem Kofferraum verkaufen. Alles in allem ein eine sehr kleine und kompakte Szene, aber es war wie ein Zug, der sich nicht stoppen lässt. Im Hades Club in Bocholt sind im Jahre 1998 die Spezializtz aufgetreten und luden mich und die 2Mad Crew spontan nachher zu einer Freestylesession auf der Bühne ein. Das war mein Anfang und so ging es über Bühnen in der nahen Umgebung bis hin auf den Kiez nach Hamburg, Saarbrücken, Iserlohn, Dortmund, usw.

Sollte man meine Definition von guter HipHop Musik in Schlagwörter packen, so würde nachher Dreckig, ehrlich, authentisch, laut und kraftvoll stehen. Und so setze ich meine Stimme auf jeden Song ein. Jeder ist heutzutage Rapper oder kennt jemanden der übermäßig gut rappen kann, aber wer ist unique? Bis heute habe ich keinen Text mit dermaßen ausladenden Schimpfwörter geschrieben, noch habe ich jemanden persönlich beleidigt. Was mir HipHop gezeigt hat ist, dass man keinen klein machen muss, um groß zu sein.

Auch wenn ich als MC nicht so erfolgreich bin wie andere Kollegen, so habe ich meine Momente gehabt – vor und neben der Bühne. Und die kann mir niemand nehmen. Und eins noch nebenbei: Die Reise ist noch lange nicht zu Ende.

Meine Top 5 HipHop Alben: